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Wo ist die Rutsche geblieben? Auf einem alten Foto im Keller des Schuhhauses Molitor im Osnabrücker Stadtteil Schinkel ist sie noch zu sehen: Die Mitarbeiter sitzen auf und neben ihr und lächeln in die Kamera. Das Bild scheint rund 30 Jahre alt zu sein. Händler mit Ausdauer OSNABRÜCK | Heute führt nur noch eine Treppe aus dem Erd- in das Untergeschoss. Die parallel angelegte Rutsche für Kinder ist abgebaut. Das hat neben veränderten technischen Vorschriften auch mit dem Sortiment zu tun, denn Kinder- oder Freizeitschuhe sucht man bei Molitor inzwischen ver- gebens. Die Episode mit der Rutsche steht für den Wandel des Familienunternehmens, das seit 1949 an der Belmer Straße zu finden ist. „Wir haben gemerkt, dass wir Schwerpunkte setzen müs- sen, um am Markt zu bestehen. Als Stadtteilversorger, der wir einst waren, hätten wir keine Zukunft gehabt“, sagt Lutz Molitor (65), der gemeinsam mit seinem Bruder Dirk das Un- ternehmen führt und zwölf Mitar- beiter beschäftigt. Zunächst war es die Zentralisie- rung des Handels, jetzt ist es der zunehmende An- teil des Online- Handels, der eine Herausforderung für den stationä- ren Einzelhandel darstellt. Auch für Molitor. Ein breites Sortiment über alle Schuhtypen bis zum Sportzubehör könnten größere Häuser in Innenstadtlagen mit höherer Kundenfrequenz viel besser verkaufen als ein Stadtteilgeschäft, ist Molitor überzeugt. Insofern passte es, dass Dirk Molitor als ausgebildeter Ortho- pädietechniker und sein Bruder Lutz, der 1981 parallel zu seinem BWL-Studium in das väterliche Geschäft einstieg, sich als passionierte Läufer früh der Wechselwirkung zwi- schen Fuß und Schuh widmeten. Wobei diese Eingrenzung auf den Fuß falsch ist: Vielmehr muss der ganze Körper in den Blick genommen werden, nicht nur Fuß, Bein oder Hüf- te. Im Keller des Betriebes wurde daher seit Mitte der 1990er probiert, getüftelt und analysiert. Irgendwann wurde das Er- gebnis der Beobachtungen für die Kunden transparent ge- macht: Im Sportteil des Schuhhauses konnten die Kunden ihren Laufstil analysieren lassen und Empfehlungen zu pas- senden Laufschuhen oder Übungen bekommen. Schließlich seien es neben ambitionierten Freizeitläufern oft Kunden, die über Beschwerden beim oder nach dem Joggen klagten, sagt Molitor. Mit den Analysen, die mit der Zeit durch Technik und Digitalisierung immer mehr verfeinert wurden, waren die Osnabrücker regionale Pioniere. Auch wenn andere An- bieter inzwischen ebenfalls Analysen anbieten, so sind die Erfahrung und Kontinuität bei Molitor eine lokale Besonder- heit. von Fabian Ettrich, IHK Beschwerdefreiheit als Ziel: Laufanalysen sind das Steckenpferd von Lutz Molitor. Seit 1949 an der Belmer Straße: Der Schuheinzelhandel Molitor in Osnabrück. | 34 AUS DEN REGIONEN Osnabrück Osnabrück | Emsland | Grafschaft Bentheim | Mai 2023

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