ihkmagazin-IHK_12_25

Im Dialog Durchhaltevermögen fördern. Wer Erfahrungen sammelt, trifft bessere Entscheidungen, dabei kön- nen Eltern entscheidend helfen. _Welche Rolle spielen Kooperationen mit Unter- nehmen, Hochschulen oder unserer IHK? Ohne Partner ist gute Berufsorientierung nicht möglich. Lehrkräfte bringen pädagogische Experti- se mit, doch oft fehlt der direkte Blick in die Wirt- schaft. Unternehmen, Hochschulen und Verbände wie die IHK öffnen Türen, schaffen Praxisnähe und geben Orientierung. Die IHK spielt dabei eine Schlüsselfunktion als Netzwerkerin und Ideenent- wicklerin. Sie bringt Schulen und Betriebe zusam- men und unterstützt vor Ort mit Programmen wie den Ausbildungsbotschaftern. _Gibt es ein Projekt oder eine Zusammenarbeit, auf die Sie besonders stolz sind? Besonders stolz sind wir auf die Verankerung von Unternehmertum in unserer Berufsorientierung. Mit der breiten Teilnahme an der „MACHAcademy“ der Coppenrath-Stiftung und Programmen wie „Zukunft. Unternehmen.“ der Bohnenkamp-Stif- tung fördern wir unternehmerisches Denken von der Idee über Finanzierung und Marketing bis zur Umsetzung. Schülerinnen und Schüler lernen, Ver- antwortung zu übernehmen, kreativ zu arbeiten, Probleme zu lösen. Unternehmertum ist in einer Gesellschaft zentral, denn es sind Unternehmerin- nen und Unternehmer, die Mehrwert schaffen, Risi- ken eingehen, Innovationen vorantreiben, Ideen und neue Technologien zusammenführen. _Was sind aus Ihrer Sicht die größten Heraus- forderungen, wenn es darum geht, Schule und Arbeitswelt enger zu verzahnen? Die größte Hürde liegt im System Schule selbst. Während sich Unternehmen ständig neu er nden, verharren Schulen in Strukturen des 19. Jahrhun- derts. Sie arbeiten in Jahrgängen, Klassen und Fächern, alle im gleichen Takt, unabhängig von Tempo oder Talent. Doch Berufsorientierung ist in- dividuell. Sie braucht Freiräume, exible Zeitfens- ter und Prioritätenverschiebung. Solange Schule starr bleibt, bleibt Berufsorientierung ein Anhäng- sel. Wir brauchen individuelle Lernpfade, adaptive Prüfungen und die Anerkennung externer Leistun- gen. Schulen müssen Teil eines Bildungsnetzwerks werden. Ich plädiere für eine Bildungsp icht statt Schulp icht, die man über den Besuch öffentlich- rechtlicher und privatwirtschaftlicher Lernorte und der Vielzahl an analogen und digitalen Angeboten auf dem Bildungsmarkt erfüllen kann. _Wenn Sie einen Wunsch an Unternehmen for- mulieren könnten – was sollte sich verbessern? Unternehmen sollten sich bildungspolitisch stärker einbringen und Anforderungen klar artikulieren, ganz konkret vor Ort über die Schulträger oder auch landesweit über Kontakte in die Schulaufsicht und Kultusbürokratie. Bildung darf nicht allein der öffentlichen Verwaltung oder sonstigen Lobby- gruppen überlassen werden. Öffentliche Schulen brauchen datengebundenes Management, Kosten- bewusstsein, Zielvorgaben, auf jeden Fall auch marktwirtschaftliche Impulse. Für all dies liegt die Kernkompetenz bei Unternehmen. Diese sollten nicht warten, wen Schulen ´liefern´, sondern mit- gestalten, damit das System zukunftsfähig bleibt. _Welche Empfehlungen geben Sie Ihren Kolle- gen, die sich im Bereich Berufsorientierung stärker positionieren wollen? Ich sehe große Chancen, die neuen Freiräume des Landes Niedersachsen mutig zu nutzen. Die moder- nisierte Erlasslage auch im Bereich Berufsorientie- rung schafft Sicherheit und fördert Innovation. Niedersachsen ist derzeit eines der fortschrittlichs- ten Bundesländer im Bildungsbereich. Basiskompe- tenzen stehen im Fokus, Gestaltungsspielräume werden deutlich erweitert. Entscheidend ist, Gren- zen zu überschreiten und externe Partner einzube- ziehen. Die IHK in Osnabrück bietet hier beispiel- haft Unterstützung. Wenn wir unsere Stärken mit externen Partnern verbinden, wird Berufsorientie- rung zu einem zentralen Pfeiler moderner Schul- entwicklung. „Unternehmen sollten nicht warten, wen Schulen ,liefern‘ – sondern mitgestalten.“ | 16 Osnabrück | Emsland | Grafschaft Bentheim | Dezember 2025 – Januar 2026 IM FOKUS | Ausbildung gestaltet Zukunft

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NDYw