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verändern damit auch die Anforderungen an die beru iche Aus- bildung. Wie diese Entwicklungen in die Ausbildungsberufe ein- ießen, darüber diskutiert immer wieder auch der Berufsbildungs- ausschuss unserer IHK. Wie stark sich die Ausbildung gewandelt hat, bestätigen die Ausschussvorsitzenden Wolfgang Paus (Geschäftsführer der Hermann Paus Maschinenfabrik GmbH) und Stephan Soldanski (1. Bevollmächtigter der IG Metall Osnabrück). Beide begannen ihre Karriere mit einer Ausbildung zum Industrie- kaufmann – Paus von 1983 bis 1985 bei der Maschinenfabrik Ber- nard Krone GmbH & Co. KG, Soldanski von 1992 bis 1995 bei der Gebr. Sanders GmbH & Co. KG in Bramsche. Damals lag der Fokus auf buchhalterischen und verwaltungstech- nischen Aufgaben. „Wir haben noch vieles händisch gemacht, die Abläufe waren analog, die Bereiche klar getrennt – Einkauf, Ver- trieb, Buchhaltung und Personal“, erinnert sich Paus. Soldanski ergänzt: „Übergreifende Kompetenzen spielten kaum eine Rolle. Auch die Arbeitsmittel waren andere: von Schreibmaschine über Taschenrechner bis hin zum Lochkartenleser – kommuniziert wur- de per Telefon, Telex, Fax und Briefpost.“ Heute, so sagen Paus und Soldanski. sei die Berufsausbildung deut- lich prozessorientierter, digitaler und dynamischer als zur Zeit ihrer eigenen Ausbildungen. Die Lernziele würden sich stärker an Ge- schäftsprozessen orientieren und würden ein vernetztes Denken fördern. „Unsere Auszubildenden verstehen betriebliche Zusam- menhänge heute viel umfassender“, sagt Wolfgang Paus. Die Aus- bildung habe sich von einer abteilungsbezogenen Tätigkeit zu ei- nem projekt- und prozessorientierten Berufsbild entwickelt – „sie ist heute ein Spiegelbild der Anforderungen einer vernetzten, digitalen und nachhaltigen Wirtschaft.“ radiert“, erinnert sich Anja Frederichs, die 1986 mit 16 Jahren ihre Ausbildung bei der Bentrup und Tovar GmbH in Osnabrück be- gann. Heute arbeitet die 53-jährige im Garten- und Landschafts- bau, nutzt nur gelegentlich die einst erlernten Fähigkeiten. Für Julian Kuhlmann, der 2024 seine Ausbildung zum Bauzeichner bei der Ossege GmbH, einem Ingenieurbüro in Glandorf abschloss, ist diese analoge Welt von damals kaum mehr vorstellbar. Der 24-Jährige erhielt 2025 ein IHK-Weiterbildungsstipendium und kam bei der Urkundenübergabe in unserer IHK mit Anja Frederichs ins Gespräch. „Heute heißt es: Weg vom Konstruieren mit Strichen und hin zum Konstruieren mit Daten. Digitale Kompetenzen und der Umgang mit großen Datenmengen sind gefragt“, sagt Kuhl- mann. Der Wendepunkt kam 2002: Mit der Einführung von Com- puter Aided Design (CAD) hielt die Digitalisierung Einzug in die Ausbildung und heute dominieren 3D-Modelle. Mit Building Infor- mation Modeling (BIM) lassen sich Bauwerke realitätsnah visuali- sieren, so dass Bauherren eine klare Vorstellung vom fertigen Pro- jekt erhalten können. Zugleich ermöglichen die Daten eine präzise Umsetzung auf der Baustelle durch die Bauleiter. Kurz gesagt: Die Ausbildung entwickelte sich von einer zeichnerisch-handwerkli- chen Tätigkeit zum datenbasierten Beruf mit umfassendem Pro- zessverständnis. Die Ausbildungsordnung stellt sich darauf ein: Ab August 2026 wird sie geändert, der Beruf künftig „Bautechnischer Konstrukteur“ heißen. Ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft! „Flexibler und dynamischer“ Technologischer Fortschritt, gesellschaftlicher Wandel und wirt- schaftliche Dynamiken verändern die Arbeitswelt rasant. Und sie Ausbildung muss sich wandeln, um zu bestehen: Unternehmer Wolfgang Paus (M.) nimmt im IHK-Berufsbildungsausschuss Einfluss auf den Wandel. Unser Foto zeigt ihn mit seinen Auszubildenden Vanessa Leferink und Lukas Meyer. | 12 Osnabrück | Emsland | Grafschaft Bentheim | Dezember 2025 – Januar 2026 IM FOKUS | Ausbildung gestaltet Zukunft
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