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„Die Vorschusslorbeeren für die neue Bundesregierung im Früh- jahr waren verfrüht – der erhoffte Aufschwung ist bislang aus- geblieben“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf das IHK- Konjunkturbarometer zusammen. 297 Unternehmen aus der Region gaben dafür vom 18. September bis 6. Oktober 2025 ihre Einschätzungen ab. Statt eines „Herbstes der Reformen“, so Graf, drohe ein „Herbst der Kommissionen“. Viele Betriebe warteten weiterhin auf spürbare Verbesserungen bei Energiepreisen, Steu- ern und Bürokratie. „Diese Zeit hat die Wirtschaft schlicht nicht mehr“, mahnt Graf. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen der Unternehmen haben sich verschlechtert. 36 % der Betriebe bewer- ten ihre Lage derzeit als schlecht – acht Prozentpunkte mehr als im 2. Quartal. Auch der Blick nach vorn bleibt pessimistisch: Per Saldo 16 % rechnen mit noch schlechteren Geschäften in den kommen- den Monaten. Investitions- und Personalpläne bleiben ebenfalls auf niedrigem Niveau. Nur wenige Unternehmen wagen derzeit größere Vorhaben oder Neueinstellungen. Auch der Export verliert weiter an Dynamik – der Saldo der Exporterwartungen fällt von minus 14 auf minus 23 Punkte. An der Spitze der konjunkturellen Risiken stehen erneut die schwa- che Inlandsnachfrage, hohe Arbeitskosten und belastende wirt- schaftspolitische Rahmenbedingungen. Jeder dieser Faktoren wird von mehr als 60 % der Unternehmen genannt – jeweils mit deut- lichem Anstieg gegenüber dem Vorquartal. „Diese drei Bremsklötze könnten durch entschlossenes politisches Handeln direkt beein- usst werden“, betont Graf. Wie der Blick in die Branchenergebnisse zeigt, bleibt die Industrie eines der Sorgenkinder der regionalen Wirtschaft. Ausgehend von einem ohnehin niedrigen Niveau haben sich sowohl Lage als auch Erwartungen weiter verschlechtert. In der Bauwirtschaft halten sich positive und negative Einschätzungen noch in etwa die Waage – al- lerdings mit rückläu ger Tendenz. Der Handel zeigt sich besonders pessimistisch: Kaum ein Unternehmen berichtet dort von einer guten Geschäftslage. Bei den Dienstleistern ergibt sich ein gemischtes Bild: Während unternehmensnahe Dienstleister meist stabile Geschäfte verzeichnen, leiden das Gastgewerbe und insbesondere das Verkehrs- gewerbe unter steigenden Kosten und zunehmender Regulierung. Deutschland steht laut DIHK-Prognose im Jahr 2025 vor dem drit- ten Rezessionsjahr in Folge. Auch im internationalen Vergleich verliert der Standort an Wettbewerbsfähigkeit. „Die Wirtschafts- politik darf jetzt nicht länger abwarten“, fordert Graf. Zwar habe die jüngste Kabinettklausur mit ihrer Agenda zu Bürokratieabbau und Verwaltungsmodernisierung erste Perspektiven eröffnet. Doch das Vertrauen vieler Betriebe sei durch frühere Fehlentscheidungen beschädigt worden – etwa durch das Ausbleiben einer ächende- ckenden Strompreisentlastung und das Hin und Her bei Infrastrukturin vestitionen. Kein Schwung in Sicht: Die Konjunktur in der Region bleibt auf Talfahrt. -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 20 40 60 80 100 120 140 160 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 von Christian Weßling, IHK Kurz nach 12 für die Konjunktur Die regionale Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle. Der von unserer IHK erhobene Konjunkturklimaindex ist im dritten Quartal 2025 erneut gesunken – von 89 auf 82 Punkte. Damit liegt er deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt und zeigt: Ein nachhaltiger Aufschwung ist nicht in Sicht. ≥ Alle Ergebnisse: www.ihk.de/osnabrueck (Nr. 6759552). IHK-Konjunkturklimaindex (linke Skala) langjähr. Durchschnitt (linke Skala) Geschäftslage (rechte Skala) Geschäftserwartungen (rechte Skala) Quelle: IHK-Konjunkturumfrage, Befragung 3. Quartal 2025 21 |

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