IHK Magazin | September 2024

licht eine vollwertige Berufsausbildung, die in reduziertem Umfang statt ndet und individuell an die Lebenssituation angepasst wird. Ausbildungsbetrieb und Auszubildende legen die Rahmenbedin- gungen gemeinsam fest. Die junge Frau besucht regulär die Berufs- schule und von der Maßarbeit wird ihr ein zusätzlicher Nachhilfe- unterricht vermittelt. An den übrigen Tagen ist sie vormittags im Ladengeschäft, wo der Fokus auf der praktischen Ausbildung liegt. Die zweijährige Ausbildung zur Verkäuferin wird zunächst um ein halbes Jahr verlängert. Weil die zweifache Mutter bei Ausbildungs- beginn schon Ende zwanzig ist, kann eine Verkürzung auf zwei Jahre erfolgen. Die Entscheidung wird gemeinsam zum Ende der regulären Ausbildungszeit getroffen werden. Und die weiteren Plä- ne? Ihr Betrieb und die Auszubildende können sich vorstellen, den Abschluss als Einzelhandelskauffrau anzuschließen. Studienaussteiger mit Potenzial Immer mehr Unternehmen erkennen die Potenziale von Studien- aussteigern als Zielgruppe für ihre Nachwuchsgewinnung. Dies gilt auch für den IT-Dienstleister, die Sievers-Group in Osnabrück, die gezielt Ausbildungsplätze für Studienaussteiger anbietet. Warum ist diese Zielgruppe für das Unternehmen so interessant? „Weil sie oft fortgeschrittenes Fachwissen und akademische Fähigkeiten mitbringen, die jemand direkt nach der Schule nicht hat. Sie haben gelernt komplexe Probleme zu analysieren und kritisch zu denken, sind sehr selbstständig, hoch motiviert und gut organisiert,“ sagt Ausbildungsleiterin Erbtina Gashi. Gerrit Koppe aus Osnabrück hat sich 2021 mit 24 Jahren gegen sein Studium und für eine dreijährige Ausbildung als Fachinfor- matiker in der Anwendungsentwicklung bei der Sievers-Group ehrgeizig. Wie es weiter geht? Nach der Ausbildung wird Williams als Fachkraft eingestellt und er strebt einen Lkw-Führerschein an. Für sich persönlich wünscht er sich bis dahin vor allem eine eigene Wohnung. Kurzum: Der junge Liberianer ist beru ich und privat im Emsland angekommen. Eine Ausbildung in Teilzeit Beru ich angekommen zu sein – dieses Gefühl hat auch Khadeja Houro, die vor drei Jahren mit ihrem Mann und zwei Kindern aus Syrien nach Deutschland kam. Im September 2022 erhielten sie das Bleiberecht, leben heute in Bad Essen. Während ihr Mann bereits vor knapp einem Jahr als Schneider im Modehaus Brörmann in Bohmte anfangen konnte, gestaltete sich Khadeja Houros beru i- cher Einstieg schwieriger. „Ich wollte unbedingt eine Ausbildung machen“, berichtet die 29-Jährige. „Entweder als Friseurin oder als Verkäuferin“. Obwohl sie bereits gute Deutschkenntnisse erworben hatte, ließ ihre fami- liäre Situation mit den schulp ichtigen Kindern keine Vollzeitaus- bildung zu. Houro wurde von der Maßarbeit, dem Jobcenter des Landkreises Osnabrück, unterstützt und ihr wurde empfohlen, ein Praktikum zu absolvieren. Auf Vermittlung ihres Mannes absol- vierte sie dieses Praktikum im Modehaus Brörmann. Dabei festigte sich ihr Berufswunsch als Verkäuferin: „Mir hat der Umgang mit den Kunden sehr viel Spaß gemacht und ich interessiere mich für Mode.“ Juniorchef Frank Brörmann hatte die Idee mit der Teilzeitausbil- dung. Dafür setzte er sich direkt mit dem Ausbildungsberater unse- rer IHK in Verbindung. Stichwort Teilzeitausbildung: diese ermög- Gerrit Koppe (l.) wechselte vom Studium in die Ausbildung bei der Sievers-Group, bei der Erbtina Gashi (r.), Ausbildungsleiterin ist. Frank Brörmann, Juniorchef und Ausbilder im Modehaus Brörmann in Bohmte, setzt auf Vielfalt. | 12 Osnabrück | Emsland | Grafschaft Bentheim | September 2024 IM FOKUS | Vielfalt in der Ausbildung

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