IHK Magazin | September 2024

von Dr. Maria Deuling, IHK >> später mit YouTube-Videos weitergeübt,“ so Jero- me Williams. In Meppen besuchte Jerome Williams im „Interna- tionalen Café“ Veranstaltungen zur Berufsorientie- rung und entwickelte ein Interesse an Bauberufen. Es folgte ein dreiwöchiges Praktikum bei seinem jetzigen Arbeitgeber. „Jerome war motiviert, lern- begierig und hat sich mit seiner offenen Art her- vorragend ins Baustellenteam integriert“, sagt An- dreas Fischer, Ausbildungsleiter beim Bauunternehmen Knoll. „Ohne zu zögern haben wir ihm einen Ausbildungsplatz angeboten.“ Jetzt musste noch eine Unterkunft in Haren gefunden werden. Hier war die Stadt Haren unterstützend tä- tig. Sie hat dem jungen Liberianer einen Platz in einem Sozialwohnheim, in unmittelbarer Nähe zum Ausbildungsbetrieb, verschafft. Obwohl Jerome Williams zu Beginn der Ausbil- dung bereits gut Deutsch sprechen konnte, waren die ersten Berufsschultage nicht einfach: „Als ich die ersten schriftlichen Aufgaben in Deutsch und technischer Mathematik bekam, el es mir sehr schwer, die Aufgaben zu verstehen.“ Aus Liberia brachte er eine Schulbildung vergleichbar mit dem Realschulniveau mit. In den Wochen nach dem Ausbildungsbeginn ließ er sich nicht entmutigen und nutzte jede freie Minute zum Lernen. Die Ar- beitsagentur unterstützte ihn zudem mit Nachhilfe- stunden in beiden Fächern. Bis heute, sagt er, sei es immer noch anspruchsvoll, die Aufgaben richtig zu lesen: „Weil manchmal ein einziges Wort den Sinn der Aussage verändern kann.“ Für die Prüfungsvorbereitung besucht er den über- betrieblichen Unterricht einer Bildungsstätte der Bauindustrie. „Als Unternehmen trauen wir Jerome durchaus ein außerordentlich gutes Prüfungser- gebnis zu“, sagt Andreas Fischer. Jerome ist sehr Das neue Ausbildungsjahr hat begonnen. Die er- freuliche Nachricht: Im IHK-Bezirk konnten wir die Eintragungszahlen von Ausbildungsverträgen im Vergleich zum Vorjahr leicht steigern. Aber: Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt herausfor- dernd, denn es gibt weiterhin mehr offene Ausbil- dungsplätze als Bewerber. Wie kann es dennoch gelingen, junge Menschen für eine Ausbildung im eigenen Unternehmen zu nden? Eine Antwort da- rauf lautet: „Offen sein und Auszubildende - gera- de anfangs - gut unterstützen!“ Wir möchten Ihnen die Beispiele von Jerome Wil- liams aus Liberia, von Khadeja Houro aus Syrien und Gerrit Koppe aus Osnabrück vorstellen. Mit ihnen und ihren Ausbildungsbetrieben haben wir darüber gesprochen, wie Ausbildung gelingen kann, wenn man Vielfalt als eine Chance sieht. Von Liberia ins Emsland In den vergangenen Jahren sind viele ge üchtete Menschen nach Deutschland gekommen. Sprach- erwerb, Ausbildung und Beschäftigung sind dabei der Schlüssel für eine gelingende Integration. Das trifft auch auf Jerome Williams aus Liberia zu. Er absolviert derzeit eine Ausbildung zum Beton- und Stahlbetonbauer bei der Knoll GmbH & Co. KG in Haren (Ems) und hat bereits seine Zwischenprü- fung erfolgreich abgelegt. Im Jahr 2019 kam Jero- me Williams als Ge üchteter nach Celle. Von dort wurde er aufgrund des Verteilungsschlüssels für Ge üchtete dem Emsland zugewiesen. Ein Glücks- fall dabei: Bereits in Celle lernte Williams eine eh- renamtliche Flüchtlingsbetreuerin kennen, die ihn seit seiner Ankunft in Deutschland begleitet. Aus privaten Mitteln nanzierte sie ihm den ersten Deutschunterricht, als es während der Pandemie keine öffentlich geförderten Kurse gab: „Ich wollte so schnell wie möglich Deutsch lernen und habe Der demografische Wandel belastet den Ausbildungs- markt und verschärft – mit zunehmender Tendenz – auch den Fachkräftemangel. Umso wichtiger ist es, das Bewerberpotenzial noch besser auszuschöpfen. Ein Schlüssel dazu ist es, auf Vielfalt zu setzen und diese gerade auch in der beruflichen Bildung zu fördern. Foto: Knoll GmbH & Co. KG 11 |

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