IHK Magazin 05/24

>> zerrungen (76 %) und Zugang zu europäischen Märkten (74 %). „Binnenmarkt nicht wegzudenken“ „Der freie Warenverkehr ist aus der EU nicht mehr wegzudenken“, sagt Wolfgang Strautmann, Ge- schäftsführer bei der B. Strautmann & Söhne GmbH & Co. KG. „Ohne den gemeinsamen EU-Binnen- markt wäre eine prosperierende Wirtschaft in der EU nicht möglich.“ Der Hersteller von landtechnischen Maschinen und -Anhängern aus Bad Laer hat seit 1989 ein Werk im polnischen Lwówek, ca. 70 km westlich von Posen. Aus einem früheren Kreisbe- trieb für Landtechnik mit anfangs 20 Beschäftigten ist heute ein modernes Werk mit 200 Mitarbeitern entstanden: zu Beginn wurden Komponenten und Bauteile gefertigt, bis später auch komplette Ma- schinen dort produziert wurden. „Die Gegebenheiten aus den Anfängen unseres Engagements in Polen sind mit heute überhaupt nicht mehr zu vergleichen“, erinnert sich Wolfgang Strautmann. Allein die Wartezeiten an der deutsch- polnischen Grenze hätten 24 bis 48 Stunden be- tragen. „Man kann sich das heute nicht mehr vor- stellen, es gab LKW-Schlangen, die bis an die Stadtautobahn von Berlin reichten. Zudem waren Transportgenehmigungen notwendig, und ob man die bekam, glich zuweilen einem Vabanquespiel.“ In Polen benötigte man Tankgutscheine und von Posen bis zur Grenze gab es nur eine Tankstelle. „Mit dem EU-Beitritt hat sich viel getan“, ergänzt Philipp Strautmann, der das Familienunternehmen in vierter Generation leitet. „Es ist überall zu sehen, dass viel Geld aus EU-Mitteln in die polnische In- frastruktur ge ossen ist. So hat sich zum Beispiel die Fahrtzeit von der deutsch-polnischen Grenze zu unserem Werk quasi halbiert.“ Auch die mit dem Von Binnenmarkt über Bürokratieabbau bis Han- delsabkommen – bei der Europawahl 2024 geht es auch um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Europa sowie um den Erhalt und die Stärkung der globalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft. „Oberstes Gebot für die EU-Politik nach der Europawahl sollte die Stärkung derWettbewerbs- fähigkeit sein“, sagt Frank Hesse, IHK-Geschäfts- bereichsleiter International. Trotz der allgemein wahrgenommenen Vorteile der EU sieht er ebenso wie ein Großteil der regionalen Unternehmen deut- liches Verbesserungspotenzial. „Aus Sicht der regio- nalen Unternehmen muss Europa dringend einfa- cher, schneller und günstiger werden“, so Hesse. Bei einer Reise des IHK-Präsidiums nach Brüssel im vergangenen Jahr haben die Präsidiumsmitglieder persönlich den Eindruck bekommen, dass die EU- Bürokratie oft weit weg von der unternehmerischen Praxis ist. Beispielhaft dafür stehe das EU-Liefer- kettengesetz oder die Arbeitnehmerentsendung innerhalb des Binnenmarktes, die durch Harmoni- sierungen und digitale Lösungen wesentlich ef - zienter gestaltet werden könne. Was erwarten die Unternehmen? Was die regionalen Unternehmen konkret von der EU erwarten und was sich nach der Europawahl ändern muss, damit Europa wettbewerbsfähiger und attraktiver für Unternehmen wird, hat unsere IHK in ihrem aktuellen Unternehmensbarometer erhoben. Danach beschreibt eine breite Mehrheit der Unternehmen wichtige Errungenschaften der EU als konkreten Nutzen auch für ihr Geschäft. Dazu zählen vor allem Faktoren wie politische Sta- bilität (94 %), eine gemeinsame, stabile Währung (94 %), einheitliche EU-Normen und Standards (82 %), Fachkräftegewinnung aus anderen EU- Mitgliedsstaaten (77 %), weniger Wettbewerbsver- Wenn die EU-Bürgerinnen und -Bürger im Juni 2024 das Europäische Parlament wählen, werden entschei- dende Weichen für die europäische Wirtschaft gestellt. Damit Europa im globalen Vergleich nicht abgehängt wird, braucht es unter anderem wettbewerbsfähige Energiepreise und wirkungsvolle Bürokratiebremsen. von Christian Weßling und Hartmut Bein, IHK Foto: Adobe Stock 11 |

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NDYw